DigitalXchange 2024: Nachhaltige Wertschöpfung erstmals mit eigenem Track auf der diesjährigen Konferenz

Am 22. Juni fand die DigitalXchange – Konferenz für Digitalisierung und Innovation zum 8. Mal in Gummersbach am Campus der TH Köln statt. Diesmal mit über 700 Teilnehmenden, mehr als 70 Vorträge und einem intensiven Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Politik.
Die :bergische rohstoffschmiede hat den Track Nachhaltige Wertschöpfung mit vorbereitet und auf der Konferenz moderiert.

Der Tag startete mit einer Talkrunde über die Bedeutung des digitalen Wandels für die Region mit Professorin Sylvia Heuchemer, Präsidentin der TH Köln, den Landräten Jochen Hagt (Oberberg), Stephan Santelmann (Rhein-Berg) und Sebastian Schuster (Rhein-Sieg) sowie Tom Frenzel vom Innovation Hub Bergisches RheinLand.

In ihrer Eröffnungsrede unterstrich Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie  die Dringlichkeit, Ressourcenleichtigkeit und Klimaschutz umfassend und mit hoher Prioriotät in NRW umzusetzen. Digitalisierung und Klimaneutralität müssen dafür verbunden werden.

Dr. Annina Hering, Indeed.com erläuterte anschließend in der Keynote zur Konferenz Strategien und Lösungen für den deutschen Arbeitsmarkt, um die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Unternehmen in der Ära der Transformation zu sichern.

Bis zum späten Nachmittag bot das Programm eine Fülle von Impulsen zu den unterschiedlichsten Themenfeldern von unter anderem Softwareentwicklung, Arbeits- und Innovationskultur, digitale Wertschöpfung, Innovation & Wissen sowie Nachhaltiger Wertschöpfung.

Der Track Nachhaltige Wertschöpfung bot jede Menge Diskussionsstoff sowohl für stoffwirtschaftliche als auch organisationsentwicklungsspezifische Strategien und Ansätze, um Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Rahmen einer Twin Transformation miteinander zu verknüpfen.

Maik Außendorf, MDB Bündnis 90/Die GRÜNEN startete den Track Nachhaltige Wertschöpfung mit einem Impuls zur Rolle von Digitalisierung als Fundament für Gesellschaft und Wirtschaft im 21. Jahrhundert, wenn es um die Entwicklung ökologischer Innovationen am Wirtschaftsstandort Deutschland, beim Aufbau einer resilienten Infrastruktur in der Informationstechnik oder bei der Modernisierung der Verwaltung geht. Er forderte, dass gesellschaftliches Handeln stärker an Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet sein muss, um die planetaren Grenzen einzuhalten und den Wohlstand auch für zukünftige Generationen zu bewahren. In diesem Sinne stellt für ihn die nachhaltige Gestaltung von Digitalisierung einen elementaren Bestandteil der sozial- ökologischen Transformation und eine Generationenaufgabe dar.

Wenn Unternehmen sich mit dem Thema der Integration von ökologischen und sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit beschäftigen, stoßen sie teilweise an unsichtbare Grenzen. Die Hebel für eine Veränderung der eigenen Produktionsprozesse liegen oftmals außerhalb des eigenen Unternehmens. Die Veränderung des Wirtschaftssystems hin zu einer nachhaltigen Zirkulären Wertschöpfung bedeutet daher auch, dass Wertschöpfungsketten neu gedacht werden. In ihrem Learning Lab zeigten Prof. Dr. Miriam Sartor und Prof. Dr. Christian Wolf, beide :metabolon-institut der TH Köln anschaulich und interaktiv die Verzahnung der unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette und thematisierten ausgehend von der Stufe der Entsorgung / Verwertung notwendige Anpassungen vorangehender Wertschöpfungsstufen.

Dass Nachhaltigkeit Chancen durch und für Wandel bedeuten kann erläuterte das Team von LUMANAA – Beratungsgesellschaft für Strategie- und Organisationsentwicklung. Vier große Themen werden die Gesellschaft nach Ansicht von LUMANAA in diesem Transformationsprozess begleiten: Digitalisierung, Umsetzung des European Green Deal und damit zusammenhängend die Dekarbonisierung der Wirtschaft und Anpassung der Geschäftsmodelle, der Wandel des Arbeitsmarkts unter Bedingungen des demografischen Wandels sowie (De-)globalisierung.

Nachhaltigkeit in Unternehmen braucht motivierte und kompetente Mitarbeitende, die Unterstützung der Geschäftsleitung sowie systematisches Management. Oliver Dreber, Hara Do – Institut für Wachstum präsentierte die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) für Unternehmen, sich praxisnah auf neue sozial-ökologische Herausforderungen vorzubereiten vor. Die Gemeinwohl-Bilanzierung bietet als freiwilliges Instrument verschiedene, systematische Werkzeuge für eine nachhaltige Organisationsentwicklung an.

Auf der stoffwirtschaftlichen Ebene wird die Kreislaufwirtschaft der Zukunft auf dem Recycling wertvoller Materialien basieren. Das Schlüsselelement in diesem Prozess ist die effektive Sortierung von Schrott, um hochwertige Produkte aus recycelten Materialien herzustellen. Philipp Soest, cleansort GmbH stellte das Sortierverfahren cleansort® vor. Dieses Verfahren setzt neue Maßstäbe im legierungsspezifischen Recycling von Metallen durch laserbasierte Echtzeitanalyse, selbst von oberflächlich verunreinigtem Schrott. Philipp Soest demonstrierte, wie die cleansort® Technologie für eine Hochdurchsatzsortierung von Metallschrott angepasst werden konnte und wie sich diese neuen Möglichkeiten auf dem Weg zur Nachhaltigkeit auswirken werden.

Carsten Wiesbaum und Dr.-Ing. Christoph Stallkamp, beide esentri AG tauchten ein in die Welt der nachhaltigen Wertschöpfung im Zeitalter der Digitalisierung. Aus der Perspektive der Twin Transformation als Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung beleuchteten sie zunächst die Bedeutung der EU-Taxonomie für Unternehmen und deren Auswirkungen auf Unternehmen. Angesichts aktueller regulatorischer Rahmenbedingungen diskutierten sie, wie Unternehmen diese Richtlinien nutzen können, um nicht nur compliant, sondern auch zukunftsorientiert zu agieren. Wiesbaum und Stallkamp ordneten den Begriff „Twin Transformation“ in diesem Kontext ein und zeigten auf, wie Unternehmen digitale und nachhaltige Transformation mit einer geeigneten Umsetzungsstrategie gestalten können.

Unternehmen stehen jedoch nicht nur vor der Herausforderung, neue, gesetzliche Rahmenbedingungen zu erfüllen, sondern gleichzeitig auch ihren Kundinnen und Kunden entsprechende nachhaltig wirksame Problemlösungen anzubieten. Dr. Sonja Kieffer-Radwan, Scienceloft GmbH erläuterte in ihrem Workshop das große Potenzial für Green Services, welche produktbegleitend angeboten werden und Beschaffung, Nutzung und Wiederverwendung von Produkten ressourcenschonend gestalten. Sie erarbeitete gemeinsam mit den Teilnehmenden, was Green Services sind und welches Potenzial sie für ihr Unternehmen haben, um gemeinsam mit Kundinnen und Kunden Kreislaufwirtschaft erfolgreich zu gestalten. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, selber eine Methodik anzuwenden, um Green Services kundenzentriert zu entwickeln.

Durch den Track führte Dr. Bettina Knothe von der :bergischen rohstoffschmiede.